Am 30. Januar 1933 wird Adolf Hitler Reichskanzler. Deutschland stürzt in die Diktatur. Berlin hat noch einen Kater vom Presseball, die Polizei jagt die BVG-Räuber – und friert bei minus 11 Grad. Und in einem Neuköllner Warenhaus wird getrauert. Eine Chronik der letzten 48 Stunden der Republik.
Sonntag, 29.
Januar 1933
0 Uhr: Abtanzball der Demokratie.
5000 Gäste drehen ihre Runden beim 43. Berliner Presseball in den Zoo-Sälen. „Das
große Meeting der Köpfe, die Parade des gesellschaftlichen Berlin“ („Vossische
Zeitung“) kommt um Mitternacht erst richtig in Fahrt. Je später der Abend,
desto glamouröser die Feier. Bühne und Film halten Einzug. Dirigent Wilhelm
Furtwängler und Komponist Arnold Schönberg sind da, Tenor Richard Tauber, der gerade
in Oskar Homolkas Operette „Frühlingsstürme“ im Admiralspalast singt, „strahlt
mit seinem Monokel permanente Liebeswürdigkeit“ aus, Werner Krauß mit ergrauendem
Charakterkopf, Carl Zuckmayer steht neben Bestseller-Autor Waldemar Bonsels
(„Die Abenteuer der Biene Maja“, 1912), Fliegerheld Ernst Udet trägt seinen
Pour le mérite.
Paul Hörbiger plaudert gut gelaunt mit dem jüdischen Komiker Otto
Wallburg, der 1944 in Auschwitz vergast wird. Und die Damen? Opernsängerin
Lotte Schöne im teerosenen Kleid aus Taft, Filmdiva Käthe von Nagy im
maisfarbenen Velours Paysanne, „ganz einfach, nur mit einigen Blüten an
der Schulter“ („B.Z. am Mittag“). Eine
leuchtende Nacht in Pastelltönen, „vom Reinweiß zum Beige zum hellblau,
lichtrosa und orchideenlila“.
… Das ist zu
schön, um wahr zu sein.
Ein Flüstern geht durchs Spalier, als Star-Schauspieler Carl Froelich
mit Jungstar Gitta Alpar an seiner Seite den Marmorsaal betritt. Gegen Morgen
sind die Garderoben noch dicht behängt.
… Das kann das
Leben nur einmal geben, vielleicht ist’s morgen schon vorbei. (Lilian Harvey)
Ein beschwipstes Defilee, in den Manteltaschen den Ball-Almanach mit
der Devise „Wieder Liebesbriefe“, bläst in der Früh seinen Promilledampf in die
Frostluft der Budapester Straße. Nur die hohe Politik hat sich rar gemacht: „Interessant war diesmal nicht so sehr, wer da
war, sondern wer fehlte“, notiert die „B.Z. am Mittag“: „Herr von Schleicher
und Frau fühlten sich nicht mehr, Herr von Papen, Herr Hitler oder Herr
Hugenberg noch nicht zuständig, und infolgedessen trug dieser Presseball die
besonders aktuelle und neue Nuance: Reichskanzlerlosigkeit.“ Die Comedian
Harmonists singen:
Die große Mode in Kalumba ist jetzt Rumba, die
Politik ist ganz vergessen in Kalumba.
Sonnenaufgang 7.52 Uhr, Katerstimmung. So ein Kopf! Fenster auf,
vielleicht minus drei Grad. Draußen ist die Stadt schon wieder auf den Beinen. Weekend
eisgekühlt. Die Wetteraussichten: Die „tiefen, nördlich von Island entstehenden
Depressionen“ dehnen sich immer mehr nach Süden aus und lassen die extrem
kalten Bodenschichten aus Deutschland abfließen. Am Sonntag gewinnen „die
Mittelmeerdepressionen und Depressionen am Kanal immer größeren Einfluss auf
die Witterung im Mitteleuropa.“ Im dazwischen liegenden Raum entsteht ein Gebiet
relativ hohen Luftdrucks. Mit abnehmender Bewölkung ist besonders in der
kommenden Nacht wieder mit einem deutlichen Temperaturabfall zu rechnen. Morgentoilette:
„Eine Spitzenleistung der deutschen Wissenschaft und Chemie: Doramad – die
radioaktive Zahnpaste.“ Für ein strahlendes Gebiss. Wilhelmplatz: Im Hotel
Kaiserhof am Frühstückstisch tragen viele Herren Schmiss. Der Dauergast in
Suite 140/142 steht heute gegen seine Neigung früh auf. Adolf Hitler (NSDAP) hat
Termine. Seit zwei Jahren logiert er in zwei großen Zimmern, selbst
eingerichtet. Kamin aus weißem Marmor, Orientteppich, ausladender Schreibtisch,
Sessel und Stühle im Stil Louis XVI., getischlert von einem Dekorateur der
Komischen Oper. Wenn er sich weit aus dem Fenster lehnt – nicht zu weit, mein
Führer! – sieht er die Reichskanzlei an der Wilhelmstraße. Da will er hin.
Darum mitmarschieren, nie den Kopf verlieren,
denn das eine, das steht fest: Einmal schafft’s jeder, jeder kommt ran, wenn er
wirklich was kann.
Nur an einem muss er
noch vorbei: Reichspräsident Paul von Hindenburg. Der Alte lehnt Hitler als
Kanzler einer rechten Minderheitsregierung bisher ab, will den Reichstag
partout nicht auflösen. Also, keine Sonntagsruhe: Vormittags Treffen mit von
Papen und Göring, danach zu DNVP-Chef und Pressemogul Alfred Hugenberg und den
Stahlhelm-Führern Franz Seldte und Theodor Düsterberg.
… Zeig dem Leben frech die Zähne, einmal hat
jeder seine Strähne. (Willi
Forst)
Vormittags. Die meisten Berliner widmen ihren Sonntag lieber dem sportlichen
Ehrgeiz, möglichst viel zu erleben und nehmen andere Ziele ins Fadenkreuz. Auf
den Ständen der deutschen Versuchsanstalt in Wannsee treten 100 Einzelschützen
und fast 20 Vereine beim 2. Deutschen Schützentag der Grünen Woche zu den
Meisterschaften im jagdlichen Büchsen- und Flintenschießen an. Glückwunsch an
Förster Pietzner aus Oehna/Niedergörsdorf, der von 30 Tauben „in Serien zu 15
Stück auf 12 und 14 Meter Entfernung“ 28 abschießt und siegt. („Spandauer
Zeitung“) Am Funkturm geht’s um die Wurst: Tausende Besucher drängeln sich zur
selben Zeit in den Messehallen zur Grünen Sport- und Tierzuchtwoche. In Halle 2
füllen sich die Ränge: Einzug der Nationen zum großen Reit- und Fahrturnier.
Nachmittags zum Fußball, vier Spiele: „Glatt überlegen“ Tennis
Borussia gegen die Neuköllner Kombination aus
dem 1. Fußball-Club und FC
Südstern mit 3:0. Victoria 89 enttäuscht 5000 Zuschauer in Tempelhof und
schwächelt gegen die soliden Gäste von Jahn Regensburg. Nach dem 0:1-Rückstand zur
Pause erringt Otto Sienholz erst in der Schlussminute Ausgleich durch Kopfball.
Spannend macht es der Berliner SV 1892 in Schmargendorf gegen Hindenburg
Allenstein. Die Ostpreußen spielen schnell, entschlossen, ganz auf Angriff –
und landen zwei Treffer. Nach dem Wechsel aber setzen sich die technisch
überlegenen Wilmersdorfer durch: Berner! Wenzel! Und Ballendath! – am Ende
steht es 3:2. Hertha BSC legt gegen Blauweiß Mariendorf noch ein paar Tore
drauf. Halbstürmer Hanne Sobek, mit Hertha 1930 und 1931 zweimaliger deutscher
Meister, schießt allein vier Tore. Pausenstand 5:1, erst bei 7:1 dürfen die
Mariendorfer aufschließen: Endstand 7:3.
Lustgarten, 14.30 Uhr: Die „Rote Fahne“ mobilisiert zur „Einheitsfront
der Tat gegen den faschistischen Generalsangriff“. Der „Vorwärts“ ruft zur Großkundgebung
auf. „Gegen reaktionäre Staatsstreichpläne! Berlin bleibt rot!“. 100.000
SPD-Anhänger ziehen vom Großen Tiergarten kommend die Linden entlang, begleitet
von den Schmährufen kommunistischer Zaungäste. Verräter! Heuchler! Helfershelfer
der Reaktion! So grüßt sich die verhinderte Volksfront der Hitler-Gegner, die
im Reichstag zusammen mehr Stimmen zählt als die NSDAP. Putschgerüchte liegen
in der Luft. Zur gleichen Zeit, neun Kilometer westwärts: Bei Gauleiter Joseph
Goebbels zu Hause am Reichskanzlerplatz (ab April 1933 Adolf-Hitler-Platz,
heute Theodor-Heuss-Platz). „Wir sind eben im Begriff, zum Reit- und
Fahrturnier in die Ausstellungshallen zu fahren, da kommt die Meldung, dass von
der Gegenseite ein letzter gefährlicher Streich geplant sei. Nun heißt es aber,
Nerven zu bewahren. Man weiß nicht, ob das Drohung oder Ernst oder Kinderei
ist. Ich orientiere gleich den Führer und Göring, die im Nebenzimmer warten.
Göring verständigt gleich Herrn von Papen“, schreibt Goebbels später in sein
Tagebuch.
Der französische Botschafter André François-Poncet, der nach
dem Umbau der Botschaft am Pariser Platz am Vorabend die Botschafter Russlands,
Englands und Italiens sowie eine Abordnung des Auswärtigen Amtes zum Tee
geladen hatte, telegrafiert nach Paris: „Man erzählt, die Potsdamer Garnison
marschiere, von Schleicher und den Generälen alarmiert, auf die Hauptstadt los,
und rasches Handeln tue Not, wenn man einen Staatsstreich verhüten wolle.
Wahrscheinlich ist an dieser Geschichte nichts Wahres, sie ist dazu bestimmt,
die letzten Bedenken Hindenburgs zu zerstreuen.“
„Nur kurz“ sichtet der Reporter der Vossischen Zeitung Reichstagspräsident
Göring an diesem Nachmittag beim „Großen Preis der Republik“ in Halle 2. Hitler
hat anderweitig zu tun.
Heut’ muss ein Mann seinen Mann steh’n, wenn
er was will und was kann. Heut darfst du nicht hintenan steh’n, sonst
kommst du vorne nicht ran. (Hans Albers)
Zwischen
15 und 16 Uhr, Haus des Klavierfabrikanten Bechstein, Johannisstraße
6 in Mitte. Hitler trifft Reichswehr-General Kurt Freiherr von Hammerstein,
Chef der Heeresleitung und Intimus des gescheiterten Kanzlers Kurt von
Schleicher, in dessen Einvernehmen er um Aussprache mit Hitler bittet. Er fragt
Hitler, „ob er glaube, dass vom Reichspräsidenten-Palais her mit ihm über die
Regierungsübernahme ernsthaft oder nur zum Schein verhandelt würde. Wenn
letzteres der Fall sei, so wollte ich, um schweres Unglück für das Vaterland zu
verhindern, noch einmal versuchen, die Dinge zu beeinflussen. Hitler konnte zu
dieser Zeit noch nicht sagen, ob ernsthaft mit ihm verhandelt würde. Er
versprach mir eine Mitteilung, sobald er klar sähe.“ Auch der General fährt
nach dem Gespräch zum Reitspringturnier am Funkturm. Hitler fährt zurück in den
Kaiserhof.
Vom Fahrstuhl auf den Barstuhl, vom Barstuhl
in den Fahrstuhl, so spielt das große Leben im Hotel sich ab. Für
die armen Großstadtmenschen im Hotel vergeht der Tag so schnell. Cocktailparty, Bridgegesellschaft, Tee zu
zweit, man hat vor lauter Zeit nie richtig Zeit. (Eva
Busch)
Was läuft im Kino? „Tarzan, der Herr des Urwalds“ mit
Johnny Weissmuller, 6.30 und 9 Uhr im Alhambra, Eintritt 70 Pfennig. Gustav
Fröhlich ist „Ein Mann mit Herz“ mit Musik von Robert Stolz, „ein wunderbarer,
bezaubernder Film, wie er seit Jahren gewünscht wird“. Und „F.P. 1 antwortet
nicht“ mit Hans Albers, als tollkühner Pilot im Kampf „gegen die tobenden
Elemente, gegen Sturm und Meer“ (Spandauer Zeitung) rettet er eine Flugzeugplattform
im Atlantik vor dem Untergang, „ein Wunder des Tonfilms“ im Odeon, Potsdamer
Straße.
Friedrichsfelde,
18.30 Uhr. Den Verwalter vom Schießstand des Reichsbanners
Schwarz-Rot-Gold hat es wie viele Berliner schwer erwischt. „Grippe-Gefahr!
Mund und Rachenhöhle desinfizieren mit Panflavin-Pastillen von Bayer“. Zu spät.
Sein Widerstand ist schwach, als gegen 18.30 Uhr im Upstallweg an der
Treskowallee drei junge Burschen von einem Motorrad mit Beiwagen springen und
den Schießstand überfallen. Mit Pistolen halten sie den Mann in Schach, brechen
den Gewehrschrank auf, sie erbeuten zehn Kleinkalibergewehre,
Instruktionsbücher zum Waffengebrauch und 600 Schuss Munition – und entkommen.
„Nach Zeugenaussagen soll es sich um Nationalsozialisten handeln“, vermeldet
die Vossische Zeitung. Durch den starken Frost wird die Feuerwehr binnen 24
Stunden 51 mal zur Behebung von Wasserrohrbrüchen gerufen. Zahlreiche Keller
sind überschwemmt.
Ein bewegter Sonntag.
Nur zwei finstere Gesellen bleiben auf der Stube hocken. Erich Achtenhagen und
Alfons Hoheisel haben sich unter falschen Namen bei einer polnischen Familie in
einem Hinterhaus in Schöneberg einquartiert, Seitenflügel vierter Stock,
Adresse tut nüscht zu Sache.
Jeder braucht einen Freund, der mit ihm lacht und
auch mit ihm weint.
Die beiden trauen
sich seit Tagen nicht mehr vor die Tür, ein Komplize bringt regelmäßig
Proviant. Dir möchte ich mich gerne
anvertrauen, und in deine treuen Augen schau’n. Die Luft wird dick im
Unterschlupf. Die Revolver liegen griffbereit.
Jeder fühlt sich allein, man trägt doch alles
leichter zu zwei’n. (Anny
Ondra)
Abends. Hitler
verlässt noch einmal das Hotel am Wilhelmplatz. Auf einen Henkell trocken zum
Wilden Eber nach Grunewald. In der Villa von Joachim von Ribbentrop, verheiratet
mit Annelies Henkell, der Tochter des Sektfabrikanten, geht der Stoff für
Cockailpartys nicht aus. Hier besäuft sich die beste Berliner Gesellschaft. Der
Hausherr und spätere Außenminister verdingte sich zeitweilig als Vertreter für
den Whisky-Hersteller Johnnie Walker. Aber der Führer ist nicht zum Trinken
gekommen, sondern zum Vieraugengespräch mit Oskar von Hindenburg, dem Sohn des
Reichspräsidenten. Der vom Dienst freigestellte Generalmajor soll bei seinem
alten Herrn die letzten Zweifel an Hitlers Kanzlerschaft zerstreuen. Die
Putschgerüchte kommen gerade recht, vielleicht erschrecken sie den Alten. Eine
Schnapsidee: Denn der Generalfeldmarschall hält von seinem Sohn nicht mehr als
von dem „böhmischen Gefreiten“, der sich zum Retter des Reiches aufschwingen will.
Aber hat Hindenburg eine Wahl? Und was lernt Hermann Göring beim Reitturnier?
Wenn dir die Straße verstellt ist, spring über
alles hinweg. Hoppla, jetzt komm ich, alle Türen auf, alle Fenster auf – und
die Straße frei für mich. (Hans
Albers)
Bloß keine
Springfehler, Vorsicht heißt die Mutter der Porzellankiste. Später Anruf bei
Walther Wecke, Görings Verbindungsmann bei der Berliner Polizei.
Weltkriegs-Artillerist, Freikorps-Kämpfer, Sprengstofffachmann, Unterstützer
der terroristischen Organisation Consul, die 1922 Walther Rathenau ermordet.
Ein Berliner Nazi der ersten Stunde, auf Wecke ist Verlass. Aus dem wird noch
ein Luftwaffen-General! Soll sich bereithalten, das Regierungsviertel mit seinen
Männern abzuriegeln für den Fall, dass die Reichswehr auf Ideen kommt, ordnet
Göring an. Na dann, gute Nacht.
Montag,
30. Januar 1933
Leichter Wind aus Südost, in der Nacht klart der Himmel auf, das Quecksilber
sinkt bis zum frühen Morgen auf minus 11 Grad. Nächtlicher Verkehrsunfall auf der Wilhelmstraße. Vor dem Auswärtigen
Amt verliert der 39-jährige Amtsgehilfe Karl Matzke, wohnhaft Luisenstraße in
Mitte, die Kontrolle über seinen Pkw. Das Auto mit fünf Insassen gerät ins
Schleudern und rast gegen das Schutzgitter der Auffahrtrampe am Ministerium.
Matzke und die 48-jährige Henriette Winter werden erheblich verletzt. Die
Schuldfrage ist noch ungeklärt, meldet die Polizei.
Berliner Luft riecht nach schlesischer Kohle und Ruhr-Brikett. Nach Pferdemist
und Bahngleis-Eisen. Guten Morgen, alle mal durchgezählt: 4.273.701 Einwohner
hat Groß-Berlin (Stand: 31.12.1932). Die Frauen haben es heute eilig, bereits am
frühen Vormittag bilden sie Trauben vor den Warenhäusern: Die Weiße Woche
beginnt. Bettwäsche, Trikotagen und Spitzen, Berufskleidung, Seidenstoffe,
Tischtücher und Servietten zu „phantastisch billigen Preisen“. Das Kadewe lädt
zur „Fahrt ins Weiße“, ein riesiger weißer Gockelhahn begrüßt die Kunden im
Eingangsbereich, umgeben von einem künstlichen Wald „mit schneeweißen Bäumen,
weißen Stämmen, Blüten und Früchten“ (Vossische Zeitung). Bei Karstadt am
Hermannplatz ist der Lichthof mit dutzenden Pinguinen dekoriert, die auf einer
Kunstschneefläche stehen. „Die Hausfrauen tauchen zu hunderten in den weißen
Strudel unter, um nach Stunden mit beglücktem Gesicht, leerem Portemonnaie und
einer Last von Paketen wieder ans Tageslicht zu kommen.“
Das macht Baby
alles nur aus Liebe, sonst sagt sie Dankeschön (Lilian Harvey).
Hermann Tietz annonciert in der „Berliner Morgenpost“:„Prinzessröcke,
gute Charmeuse-Qualität mit moderner Motivgarnierung, Stk. 1,95 RM.
Damen-Schlüpfer oder Hemdchen,
Kunstseidencrepe, besonders gute Qualität, Stück 95 Pfg., Damen-Schlafanzüge,
Jacke aus bedrucktem Popeline und Batisthose, Stück 1,95 RM. Für den Herren: Stehumlegekragen,
4-fach, Stück 24 Pfg. Weiße Hemden Popeline durchgehend gefütterte Brust, Stk.
1,90 RM, auch erh. mit zwei Paar abknöpfbaren Manchetten Stk. 2,85 RM.“
Eins, zwei, drei
und vier, glücklich bin ich nur mit dir, so heißt das Einmaleins bei mir. (Comedian
Harmonists)
Im Neuköllner
Textilwarenhaus H. Joseph und Co. trägt die Weiße Woche Trauerflor. Geschäftsmitbegründer
Sally Rehfisch ist in der Nacht nach längerer Krankheit verstorben. Im Jahre
1900 hatte er gemeinsam mit Hermann Joseph das „Mode Waaren-Haus, en gros – en
detail“ an der Berliner Straße (seit 1947 Karl-Marx-Straße) eröffnet. Direktor
Joseph bittet zum Diktat der Todesanzeige: „Heute Nacht ist mir mein Sozius und
lieber Schwager Sally Rehfisch durch den Tod entrissen worden. Seit Gründung
unserer Firma in engster Gemeinschaft verbunden, betrauere ich heute den
Freund, der mir in mehr als 32 Jahren der beste Mensch und Berater war. Sein
ganzes Streben und seine Arbeit waren nur dem Wohle der Firma gewidmet. Ich
werde sein Andenken in hohen Ehren behalten.“ Der jüdische Kaufmann wird das
Geschäft noch drei Jahre weiterführen, dann wird es „arisiert“. Hermann Joseph
entkommt ins Exil. 1952 übernimmt Hertie das Haus.
Die Grippe breitet
sich aus. Allein der Allgemeinen Ortskrankenkasse werden im Laufe des Tages 400
Neuerkrankungen gemeldet. Wegen der Ansteckungsgefahr werden 31 Schulklassen
geschlossen. Oberbürgermeister Heinrich richtet ein Rundschreiben an die
Bezirksämter: Stark erkältete und hustende Kinder sollen vom Unterricht ferngehalten
werden. Die Städtischen Krankenhäuser stellen hunderte zusätzliche Betten für
eine drohende Epidemie bereit.
9.30 Uhr, Landgericht Moabit. Die Revisionsverhandlung um das betrügerische
Geschäft mit Deckhengst Caligula vor der 4. Strafkammer unter Vorsitz des
Landgerichtsrats Kleist kann nicht beginnen, weil ein Beisitzer nicht zum
Termin erscheint. Vor Gericht stehen der Rennstallbesitzer Walter Sulzberger
und der Pferdekommissionär Otto Markus, die in erster Instanz zu sechs bzw.
drei Monaten Haft verurteilt worden sind. Im Auftrag der obersten Rennbehörde
hatten sie vom Staat Preußen 460.000 Mark zum Kauf des Hengstes in England
erhalten. Laut Anklage waren dort aber nur 315.000 Mark bezahlt worden. Den
Angeklagten wird vorgeworfen, die Differenz von 145.000 Mark unterschlagen und
unter insgesamt vier Personen aufgeteilt zu haben.
Gegen 11 Uhr, Schöneberg. In der Bahnstraße (heute Crellestraße) stoppt
ein Wagen des Überfallkommandos, schwer bewaffnete Schupos springen heraus.
Andere Wagen folgen. Wachposten der Polizei beziehen Stellung in Hauseingängen,
dazwischen Kripobeamte in ihren langen Ledermänteln. Kriminalkommissar Rudolf
Lissigkeit und sein Dezernat zur Bekämpfung von Kapitalverbrechen leiten den
Einsatz. Das Haus Nr. 17 wird abgeriegelt. „Das Gebäude grenzt mit seinen Höfen
an die Wansseebahn, die durch Kohlenplätze, Garagen und Tankstationen ziemlich
unübersichtlich sind“, berichtet die Zeitung Tempo. Sofort säumen Schaulustige
die Straße. Was ist denn hier los? Zurück, bitte auf den Gehsteig.
Zurück ins Landgericht. Vor der 11. Strafkammer muss sich der
praktische Arzt Dr. Richard Neumann für den Tod einer Patientin und wegen
Verstoßes gegen Paragraph 218 verantworten. Nachdem er bei der 22-jährigen
Charlotte G. aus Steglitz in seiner Praxis in Weißensee einen illegalen
Schwangerschaftsabbruch vorgenommen hatte, stellt sich bei der jungen Frau eine
schwere Sepsis ein. Ihr Bräutigam ruft den Arzt, doch dieser habe geantwortet,
er könne nicht den weiten Weg von Weißensee nach Steglitz machen. Erst Tage
später erscheint Neumann und diagnostiziert einen Darmkatarrh. Inzwischen hat
das Paar einen weiteren Arzt konsultiert, Charlotte G. legt ein Geständnis ab,
doch es ist zu spät. Die Frau stirbt im Krankenhaus. Vor Gericht erklärt Dr. Neumann,
dass er sich „an manche Einzelheiten nicht erinnern“ könne und „nach der Affäre
einen Nervenzusammenbruch erlitten und sich längere Zeit mit dem Auto auf Reise
befunden“ habe. „Zum Erstaunen der Prozessbeteiligten stellt sich heraus, dass
alle Krankenblätter, die dieser Arzt geführt hat, verschwunden sind,
insbesondere auch das Krankenblatt, dass die G. betrifft“. (Spandauer Zeitung).
Zur selben Zeit, vom Kaiserhof in die
Reichskanzlei. Goebbels und
Getreue warten im Hotel, vor der Tür steht eine gespannte Menge, Parteigenossen
in Zivil, die der Gauleiter zum Jubeln zusammengetrommelt hat. Hitler, von
Papen, Hugenberg und die übrigen Ministerkandidaten sind bereits rüber in die
Wilhelmstraße 77/78 schräg gegenüber. Im Reichskanzlerpalais hat Hindenburg für
11 Uhr die Vereidigung des Kabinetts angesetzt, aber es dauert noch. Bis
zuletzt wird im Nebenzimmer über die Bedingungen der Regierungsbildung
verhandelt. „Als ich um 11.30 Uhr in der alten Reichskanzlei eintraf, die der
Reichspräsident während des Umbaus seines Palais bewohnte, konnte mich der
Diener in keinem Zimmer unterbringen: Alle Löcher seien schon besetzt“,
berichtet Reichsfinanzminister Lutz Graf Schwerin von Krosigk in seinem
Tagebuch.
11.45 Uhr, Schöneberg. 100 Schupos und etwa 30 Kriminalbeamte haben
das Haus in der Bahnstraße 17 eingekreist, jeder Hinterhof, jede Torzufahrt ist
bewacht. Auf den Dächern der umliegenden Häuser haben sich Kripo-Männer mit
entsicherten Waffen postiert. Auch am rückwärtigen Bahndamm stehen Polizisten.
Kurz vor 12 Uhr steigen zwei Kriminalbeamte, „die schussbereiten Revolver in
der Hand“ im Seitenflügel des Hinterhauses die Stufen zum vierten Stock empor, „dahinter
folgt ein dritter Beamter, der in beiden Händen je eine Waffe trägt. Auf das
Läuten öffnet die Wohnungsinhaberin selbst“, lässt die Beamten eintreten und
deutet „stillschweigend auf ein Zimmer“ (Zeitung „Tempo“). Hoheisel und
Achtenhagen treten, in Unterhemden, mit erhobenen Händen heraus. Die Polizei
führt die gesuchten „BVG-Räuber“ in Fesseln ab. Im vergangenen September haben
sie mit vier weiteren Tätern, die zuvor bereits verhaftet worden sind, einen
Lohngeldtransport der Verkehrsgesellschaft in Charlottenburg überfallen und
dabei einen Stadtinspektor erschossen. Auf das Konto der Bande gehen weitere
Raubtaten. Hoheisel und Achtenhagen werden zum Tode verurteilt und am 17. April
1934 in Plötzensee hingerichtet.
Mittags, Reichskanzlei. „Kurz nach 12 Uhr wurden wir zum
Reichspräsidenten bestellt“, erinnert sich Schwerin von Krosigk, Finanzminister
schon unter Schleicher. „Ich fand im Zimmer das ganze künftige Kabinett
versammelt; Hitler, den ich zum ersten Mal sah, Frick, Göring, Papen, Seldte,
Hugenberg, Blomberg, Neurath; Eltz war krank, der Posten des Justizministers
noch offen“. In letzter Minute springt von Krosigk auf den abfahrenden Zug –
und behält das Finanzressort im neuen Kabinett. Im Kaiserhof richtet SA-Chef
Ernst Röhm seinen Feldstecher auf die Reichskanzlei. Um 12.30 Uhr ist der 14. –
und letzte – Reichskanzler der Weimarer Republik vereidigt. Im schwarzen
Mercedes, trotz Minusgraden mit geöffnetem Verdeck, geht’s im Schritttempo
zurück zum Kaiserhof, eine Menschenmenge begleitet den Wagen, viele Arme
strecken sich zum Führergruß. „Uns allen stehen die Tränen in den Augen. Wir
drücken Hitler die Hand“, notiert Goebbels in seinem Tagebuch. „Die erste
Etappe! Weiter kämpfen. Hugenberg Krisen, Papen Vizekanzler, Seldte
Arbeitsminister. Das sind Schönheitsfehler! Müssen ausradiert werden.“
Mahlzeit!
Haus Vaterland, Potsdamer Platz. Auf der Rheinterrasse stehen
drei Mittagsgedecke zur Auswahl: zu 1,35 Mark, zu 2 oder zu 2,45 Mark. Wie
immer großer Andrang. Ist bei dem Herrn am Tisch noch Platz? „Guten Tag“, den Hut gelüftet.
„Heil Hitler“, schallt es zurück. Hut gesenkt, lieber ab ins Gedränge.
Die „B.Z. am Mittag“ titelt: „Hitler fordert wieder zu
viel“ – die 12-Uhr-Ausgabe weiß noch nichts vom neuen Kanzler. Der Rundfunk ist
schneller. Die Nachricht verbreitet sich in Windeseile, auch in Moabit und
Wedding, in den Schlangen vor den Suppenküchen der Wohlfahrt. 580.000
Arbeitslose zählt Berlin, im Reich sind es fast sechs Millionen. KPD-Leute verteilen
Flugblätter: „Generalstreik! Heraus auf die Straße!“. Überall bilden sich
Menschengruppen.
Vorwärts
und nicht vergessen, worin uns’re Stärke besteht, beim Hungern und beim Essen,
vorwärts nicht vergessen: Die Solidarität! (Ernst Busch)
„Spiele nicht mit Löwen“, rät die Spandauer Zeitung. In
der Prinzenallee in Wedding klettert ein sechsjähriger Junge, der im Bericht
den sinnfälligen Namen Kurt Panther trägt, über einen Zaun auf ein
leerstehendes Grundstück, das einem Wanderzirkus als Quartier dient. „Vom
Raubtierwärter unbemerkt“ schleicht er zum Löwenkäfig und fährt „der Bestie
spielerisch mit den Händen durch die Mähne“. Der Löwe schlägt dem Jungen mit
seiner Pranke in den Arm. „Glücklicherweise sind die Verletzungen des Kindes
nur leichter Art.“
Nachmittags. Schreibmaschinen-Stakkato
in den Redaktionen. Mehr als 140 Tages- und Wochenzeitungen erscheinen in
Berlin, einige Blätter bringen mehrere Ausgaben täglich. „Der Grundstein zum
Dritten Reich“, betitelt der „Völkische Beobachter“ seinen Leitartikel, jetzt
„werde auf allen Ebenen das Saubermachen beginnen, der Schutz der nationalen
Ehre, der Schutz der Nation wiederhergestellt“. Das NSDAP-Blatt zeigt sich
überzeugt, „dass selbstverständlich Reichskanzler Hitler vom Reichspräsidenten
besondere Vollmachten, vielleicht in Form eines Ermächtigungsgesetzes, erbitten
werde“. Im liberalen „Berliner Tageblatt“ meint der Kommentator, „dass man den
neuen Männern die Bereitschaft zutrauen muss, mit allen Mitteln, auch mit
denen, die in der Verfassung keinen Raum haben, die Mehrheit zum Schweigen zu
bringen“.
17
Uhr. In der Reichskanzlei tritt das neue Kabinett zur ersten
Sitzung zusammen. Zur selben Zeit strömen die Menschen aus den Häusern und
Hinterhöfen in Moabit zusammen, ein mächtiger Zug formiert sich mit Gesang und
Sprechchören, „Nieder mit der
Hitler-Regierung!“, rufen die Demonstranten. Kommunisten und Sozialdemokraten, Rotfront
und Eiserne Front, Revolutionäre und Republiktreue treten Seite an Seite. „Es
lebe die antifaschistische Einheitsfront“, ist zu hören, begleitet von
sozialdemokratischen Parolen wie „Freundschaft“ und „Frei Heil“. Die Polizei hält
sich zurück, auch als Rufe erklingen, die unter Strafe stehen wie „Nieder mit
Hindenburg!“. Es sind Tausende, die sich schließlich im Kleinen Tiergarten
versammeln. Der KPD-Mann Karl Thoma, Kampfname Ewald Blau, hält eine kurze
Ansprache und schließt die Kundgebung mit dem Appell, alle Kräfte gegen den
Faschismus einzusetzen.
Kaum Kursschwankungen. Die Händler an der Börse in der Burgstraße
in Mitte (mehr als 6000 Besucher täglich) gehen gelassen in den Feierabend. Die
politischen Nachrichten des Tages haben die Kurse gegen Mittag nur leicht
gedrückt, am Abend hat sich der Markt wieder stabilisiert. Krupp-Rheinmetall
schließt mit plus 1,38 Pfennig bei 82,65 Reichsmark, IG Farben steht unverändert
bei 104,13 Reichsmark, Siemens-Aktien, „die in Erwartung günstiger Ergebnisse
der Aufsichtsratssitzung zeitweise 4 Pfenning höher bewertet wurden“, gehen mit
leichten Verlusten von 2,38 Pfenning bei 150 RM aus dem Handel.
Wir spielen den „Meier-Foxtrott“,
am Mikrofon Kurt Mühlhardt: Herr Meier
hat sein Geld auf einer Bank als reicher Mann, o dumdum dideli dumdum dideli
da. Die Bank von Meier steht im Grunewald gleich vorne an, hahaha. Immer
lustig, immer froh, wie der Mops im Paleto, denn die große Pleite kommt ja
sowieso.
Herrn Meier lässt die Wirtin mit der Miete
nicht in Ruh, o dumdum dideli dumdum dideli da. Drum schläft er nachts im Wald
und deckt sich mit der Zeitung zu. Immer lustig, immer froh, wie der Mops im
Paleto, denn die große Pleite kommt ja sowieso. Ich hab’ am Hals ‚ne Warze, die
nehm ich als Kragenknopf, o dumdum dideli … [Ton aus.]
19
Uhr. Auf der Charlottenburger Chaussee im Großen Tiergarten
sammeln sich zehntausende SA-Männer, Angehörige der Stahlhelm-Verbände,
nationalsozialistische Studenten in Wichs zum Parademarsch. Fackeln werden
entzündet, Petroleum liegt in der Luft. In Formation setzt sich der Zug in
Richtung Brandenburger Tor in Bewegung. Der 24-jährige SA-Führer Hans Maikowski
ist mit seinem Sturm 33 aus Charlottenburg angetreten. Seit Dezember ist er auf
freiem Fuß, er saß in Haft, weil er sich schuldig bekannt hatte, den Arbeiter
Walter Lange bei einer Straßenschlacht erschossen zu haben. Warum er bei der
Weihnachtsamnestie aus dem Gefängnis entlassen wurde, wird nie geklärt.
„Aus
der Frauenbewegung“. Im Klubhaus am Knie (heute
Ernst-Reuter-Platz) lädt der neu gegründete Arbeitskreis junger Mütter zum ersten
Vortragsabend. Referentin Christa Hammer spricht vor vollem Saal über das Thema
„Das Kind im Etat von heute“. Die „sehr lebhafte Aussprache“ im Anschluss zeige,
wie sehr „das Mutterschaftsproblem junge Frauen beschäftigt“ (Vossische
Zeitung). Frau Johanna Brabant inseriert in der „Spandauer Zeitung“ einen
„zweitägigen praktischen Kursus für Hausfrauen und Töchter in feinem
Tischdecken, Servieren, Serviettenfalten und über gute Umgangsformen. Notizbuch
und 1 ½ Dutzend Papierservietten bitte mitbringen“.
Abends.
Über mehrere Stunden marschieren die Fackelträger der SA durchs Brandenburger
Tor. Der Maler Max Liebermann, Präsident der Akademie der Künste, steht am
Fenster seiner Wohnung am Pariser Platz. Den von ihm überlieferten Satz beim
Anblick des Zuges: „Man kann gar nicht so viel fressen wie man kotzen möchte“
hat er nie dementiert. Die Parade biegt in die Wilhelmstraße ab und zieht dort
an der Reichskanzlei vorüber. Gegen 20.30 Uhr tritt Hindenburg ans Fenster des
alten Gebäudeteils, in dem schon Bismarck amtierte, nebenan, im zweiten Stock
des neuen Anbaus erscheint Hitler. „Keine
Macht der Welt wird mich hier jemals lebend wieder herausbringen“, soll er beim
Einzug ins Amtsgebäude gesagt haben.
Frenetischer Jubel bricht aus, in der Menge wird das
Deutschlandlied angestimmt.
23.45
Uhr. Die erste Nacht des „Dritten Reichs“ endet mit Toten. Als
kurz vor Mitternacht die Spitze der Stahlhelm-Verbände „unter Vorantritt der
Musik, der Standarte des Landesverbandes Berlin-Brandenburg und der
Fahnengruppe“ die Reichskanzlei erreicht, sind die SA-Trupps bereits auf dem
Weg zurück in ihre Sturmlokale. Grölend und singend zieht der berüchtigte
„Mördersturm 33“ durch die Wallstraße in Charlottenburg, „in der viele
Linksradikale wohnen“, wie die Vossische Zeitung schreibt. Plötzlich fallen
Schüsse. Polizeiwachtmeister Joseph Zauritz, der den Zug begleitet, will in ein
Lokal laufen, um telefonisch Verstärkung anzufordern, da trifft ihn eine Kugel
in die Brust. Er stirbt kurze Zeit darauf im Hildegard-Krankenhaus. Noch ein
zweiter Mann wird tödlich verletzt: SA-Mann Hans Maikowski bricht mit tödlicher
Schussverletzung auf der Straße zusammen. Die NS-Propaganda macht ihn zum
„Blutzeugen der Bewegung“, die Wallstraße wird ihm zu Ehren in Maikowskistraße
umbenannt. Seit 1947 heißt sie Zillestraße.
Dienstag,
31. Januar, 0 Uhr:
Es
beginnt zu regnen, Blitzeis. Die Straßen werden spiegelglatt.
Dieser Beitrag im Tagesspiegel (erschienen am 26. Januar 2013 in MEHR BERLIN)
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