Mittwoch, 27. Februar 2013

Pelze verteilen

Aus der Reihe: Was macht die Familie?

Als Familienvater macht man sich ständig Gedanken, wie man die Welt etwas besser machen kann. Allein wegen der Kinder. Wenn man schon Auto fahren muss, sollte man wenigstens Biomode tragen. Das sind kompostierbare Textilien, die frei von Chemikalien und Giften hergestellt werden. Sie können Sie nach dem Auftragen bedenkenlos in jeder Grünanlage entsorgen, nur vor den Kontrolleuren des Ordnungsamts sollten Sie sich in Acht nehmen. Die unterscheiden nicht zwischen biodynamischem und umweltschädlichem Abfall. Kostet beides 30 Euro. Also besser in die braune Tonne damit.

Natürlich achten wir zu Hause auf Nachhaltigkeit. Wir tragen keine biologisch abbaubare Kleidung, aber wenn Greta, unsere Jüngste, aus den Jacken oder Hosen ihrer großen Schwester herausgewachsen ist, geben wir die Sachen gerne weiter, solange sie noch tragbar sind.
Kinderkleidung kommt bei uns nicht in den Altkleidercontainer. Sorry, Afrika! Die Bedürftigen im Bekanntenkreis sind uns näher. Viele Zeitungsleser (und Google-Nutzer) wollen vom Elend in unserer Branche nichts wissen. Eine ganze Generation junger Leute vergeudet sich heute schlecht bezahlt für „irgendwas mit Medien“. Und in diesen prekären Lebensverhältnissen gibt es auch alleinerziehende Mütter wie Sonja (Name geändert). Unsere Freundin schlägt sich seit Jahren als Kriminalreporterin auf Honorarbasis durch, von Raub zu Raub, von Totschlag zu Totschlag. Unlängst haben wir Sonjas dreijähriger Tochter einen Wintermantel von Greta vermacht. War mal ein Geschenk meiner Schwiegermutter aus Italien, strapazierfähige Ware, gefüttert, tipptopp. Kurz darauf gehen Mutter und Kind in der Hasenheide spazieren und begegnen einer Bekannten, auch Kreativ-Prekariat, freie Fotografin, geschmackssicher in Woolrich-Jacke gekleidet. „Schick, dein Kind. Und die Kapuze mit echtem Pelz!“ Sonja überrascht: „Wie, echter Pelz?“ – „Mensch, sehe ich doch auf 50 Meter Entfernung, dass der echt ist. Da musst du aufpassen in Kreuzberg“, warnt sie. In der Reichenberger sei sie mal von einem Passanten angerempelt worden, als sie ihre Jacke mit Fellbesatz getragen habe. „Verpiss dich hier mit deinem toten Tier“, habe der gebrüllt. Mit Biomode allein ist man als Weltverbesserer in Ökotopia eben längst nicht auf der sicheren Seite. Zieht euch lieber vegan an! | wie
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Ökologisch korrekt geht es am 24. März (11-18 Uhr) wieder beim „Handmade Supermarket“ in der Markthalle Eisenbahnstraße 44/46 in Kreuzberg zu: Biomode, Schmuck aus fair gehandelten Edelmetallen, Accessoires aus Recyclingmaterialien und vieles mehr, Eintritt frei.

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Dienstag, 26. Februar 2013

Das Mündungsfeuer der Diktatur

Vor 80 Jahren brannte der Reichstag – für Hitler willkommener Anlass, seine Gegner auszuschalten. Jetzt hat die Berliner Feuerwehr für eine Ausstellung nachgeforscht


Für effektvolle Untergänge mit großem Theaterdonner zeigte Adolf Hitler zeitlebens eine glühende Leidenschaft. Wenn bei den Wagner-Festspielen in Bayreuth zum Finale des Rings „die Götterburg unter musikalischem Aufruhr brennend in sich zusammenstürzte, ergriff Hitler die Hand der neben ihm sitzenden Frau Winifred Wagner und verabreichte ihr bewegt einen Handkuss“, schreibt Joachim Fest in seiner Hitler-Biografie unter Berufung auf dessen Leibarchitekten Albert Speer.


Die Nachricht vom brennenden Reichstagsgebäude weckt am Abend des 27. Februar 1933 schon auf der Fahrt zum nächtlichen Schauplatz den Flammeneifer des „Führers“. Angesichts des Infernos entdeckt Hitler, seit einem Monat Reichskanzler, sein Herz für das bisher verhasste Parlament – und erkennt sogleich die Chance zum finalen Schlag gegen die Gegner: „Die kommunistischen Abgeordneten müssen noch in dieser Nacht aufgehängt werden“, brüllt er sich in Rage. „Jeder kommunistische Funktionär wird erschossen, wo er angetroffen wird.“
Die Vollmacht für radikale Maßnahmen erhält er schon am nächsten Tag – die Trümmer des Reichstags rauchen noch. Mit der „Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat“, der sogenannten Reichstagsbrandverordnung, werden zentrale Bürgerrechte der Verfassung außer Kraft gesetzt, die Gewaltherrschaft der Nazis ist faktisch legalisiert. Eine Verhaftungswelle folgt, politische Gegner werden bedroht, verschleppt, geprügelt, ermordet, Zeitungen verboten. Deutschland wird zur Diktatur. Die Ruine des ausgebrannten Reichstags wird noch lange von diesem Fanal künden, sie überdauert Terrorherrschaft und Krieg. Erst 40 Jahre nach der Brandnacht, im Jahr 1973, wird das Gebäude provisorisch wieder hergestellt sein.

_Der Streit um die Täterschaft
Bis heute schwelt der Streit um die Schuldfrage der Brandstiftung: War der holländische Rätekommunist Marinus van der Lubbe, der gestand, das Feuer gelegt zu haben, der einzige Täter – oder hatte er Helfer, Anstifter, Mitwisser. Linksextremisten oder gar die Nazis selbst? Stichhaltige Beweise gegen die Alleintäterschaft van der Lubbes, der als Brandstifter zum Tode verurteilt und im Januar 1934 hingerichtet wird, gibt es nicht – weil mögliche Spuren zerstört oder Mittäter sie verwischt haben, oder weil es schlicht keine gab? Eine Frage, die Historiker in geradezu verfeindete Lager gespalten hat. Denn für eine mögliche Beteiligung von Komplizen gibt es durchaus Indizien. Die Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau spricht sich deshalb für eine erneute staatliche Aufarbeitung des Kriminalfalls aus. Gerade der Deutsche Bundestag sollte daran "ein Interesse haben und auf weitere Klärung drängen", sagte die Linke-Politikerin bei der Eröffnung einer Sonderausstellung  im Berliner Feuerwehrmuseum. Unter dem  Titel „Der Reichstag brennt!“ ist die Schau bis zum 27. September im Rahmen des Erinnerungsjahres „Zerstörte Vielfalt“ zur NS-Vergangenheit in Alt-Tegel zu sehen.
Wegen der nach wie vor rätselhaften Hintergründe bleibt die Brandkatastrophe ein delikates Kapitel der deutschen Geschichte. „Von der Idee bis zur Konzeption haben wir eine ganze Menge gelernt“, sagt Museumsleiter und Feuerwehrsprecher Stefan Sträubig, vor allem dies: „An dem Thema kann man sich ganz schnell die Finger verbrennen.“ Und darum betonen Sträubig und sein Kollege Günter Strumpf, Vorsitzender des Fördervereins Feuerwehrmuseum und Experte für Brandschutzgeschichte zu Anfang jedes Gesprächs über die Ausstellung: „Zur Täterfrage äußern wir uns nicht.“ Stattdessen konzentriert sich ihr Interesse auf das eigene Fachgebiet: Die Erforschung der Brandursache und ihrer Wirkung.

_Feuersturm im Sitzungssaal
Was den Verlauf des Großfeuers angeht, ist die Faktenlage dünn, die damaligen Ermittlungen bleiben oberflächlich, die Akten sind lückenhaft, die Berichte von Augenzeugen widersprüchlich. Die Forscher der Feuerwehr vermuten, dass infolge der Brandstiftung eine „Rauchgasentzündung“ im Gebäude einen Feuersturm ausgelöst hat. Sie stützen sich vor allem auf die Aussagen des Brandmeisters Waldemar Klotz. Als er um 21.30 Uhr am Reichstag eintrifft und mit seinen Kameraden ins Gebäude vordringt, sind viele kleine Brandherde schon erloschen. Beim Öffnen einer Tür zum Plenarsaal schlägt ihm ein heißer Luftzug entgegen. Der Feuerwehrmann schließt die Tür. Als er sie kurz darauf ein zweites Mal öffnet, droht ihn ein Sog in den Raum zu reißen, dass er sich nur mit Mühe festhalten kann. Wenig später steht der Sitzungssaal in Flammen, der wie viele Räume mit Holz ausgekleidet war.
Gegen das Inferno ist die Feuerwehr machtlos. In der Ausstellung sind einige ihrer damaligen Einsatzmittel zu sehen, eine Eimerspritze mit Handpumpe etwa, aber auch eine Motorspritze MS 20, ein Fahrzeug jenes Typs, das am Reichstag zum Einsatz kam. Daneben gibt sind Tondokumente zum Reichstagsbrandprozess zu hören. Auch die Rolle des damaligen Feuerwehrchefs Walter Gempp wird beleuchtet. Der Oberbranddirektor, am Tag nach dem Brand vom NS-Blatt „Völkischer Beobachter“ noch für sein „Meisterstück“ bei der Brandbekämpfung belobigt, wird kurz darauf vom Dienst suspendiert. Er gilt als politisch unzuverlässig. Dass Gempp, der später wegen angeblicher Amtsvergehen vor Gericht steht und 1939 schließlich erhängt in der Untersuchungshaft aufgefunden wird, selbst mehr über mögliche Hintermänner des Reichstagsbrandes gewusst haben könnte, wie Anhänger eines Verschwörungsszenarios später mutmaßen, bleibt ebenfalls unbewiesen. | Stephan Wiehler
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„Der Reichstag brennt!“ Die Ausstellung im Feuerwehrmuseum, Veitstraße 5 in Tegel läuft bis zum 27. September 2013. Geöffnet: Di. und Do. jeweils von 9-16 Uhr, Mi. 9-19 Uhr, Fr. und Sa. 10-14 Uhr. Weitere Informationen beim Feuerwehrmuseum Berlin

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Kreißsaal-TV | Fürs Fernsehen geboren


Stell dir vor, du wirst im Vivantes-Klinikum am Friedrichshain geboren, und das erste, was du zu sehen bekommst, ist nicht die Mama, sondern eine Kamera von RTL. Gerade auf die Welt gekommen, noch ganz schrumpelig, die Augen verklebt und vom Licht geblendet  – und schon auf Sendung in der Serie „Babyboom – Willkommen im  Leben“. Erster Auftritt im Leben: nackt im Fernsehen. Na, schönen Dank auch.
Alle haben eingewilligt in das neue Sendeformat, das zurzeit nach dem Vorbild der britischen Erfolgsserie „One Born Every Minute“ in Berlin gedreht wird: Die zeigefreudigen Eltern, das landeseigene Klinikum, das mit Steuergeld und Krankenkassenbeiträgen allein wohl nicht profitabel zu wirtschaften vermag, und der Privatsender sowieso, der sich vom voyeuristischen Blick in den Kreißsaal Zuschauer und Werbeeinnahmen verspricht. Nur dich, den kleinen Hauptdarsteller, hat keiner gefragt.
Wann verjährt diese Art von Kindesmissbrauch? Vermutlich schneller, als du in der Lage bist, dir einen Anwalt zu nehmen.
Berlins Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) sieht zwar die Rechte und Intimsphäre des Kindes in Gefahr – und hat den Klinikkonzern angewiesen, die Aufnahmen bis zur nächsten Vivantes-Aufsichtsratssitzung am 20. März auszusetzen. Aber RTL und die Klinikleitung zeigen dafür wenig Verständnis, und wer weiß, ob der Mann noch im Amt sein wird, bis du groß bist. Auch der Datenschutzbeauftragte des Landes, Alexander Dix, zieht amtsschuldig die Stirn in Falten, er fordert eine Stellungnahme des Klinikkonzerns. Deren Rechtsabteilung hat den Deal mit RTL allerdings zuvor geprüft. Der Datenschutzbeauftragte kann sich seine Stirn ebenso gut botoxen lassen. Und Vivantes-Sprecherin Mischa Moriceau – ein Name, der viel zu schön klingt, um in den öden Büroräumen eines Krankenhauses zu verhallen – übt sich schon für einen TV-tauglichen Aufsager: „Es geht hier nicht um Voyeurismus, sondern um Authentizität.“ Wobei sie mit dem letzten Fremdwort im Privatfernsehen allenfalls bei Alexander Kluge durchkäme. Aber das kann ja noch werden, Frau Moriceau.
Und dich, Baby, werden sie ganz klein rausbringen – ob du willst oder nicht. Ehe du dich gegen deine Kommerzialisierung im Fernsehen wehren kannst, wird das Format sicher durch nächtliche Wiederholungsschleifen ins Online-Archiv entsorgt worden sein. Und in der Prime Time läuft längst der nächste Tabubruch als Reality-Serie. Der Grünen-Gesundheitsexperte Heiko Thomas, der sagt, er hätte Vivantes von einer Beteiligung am Geburts-TV abgeraten, wenn man ihn vorher gefragt hätte, hat unfreiwillig schon die Idee geliefert: „Sind wir irgendwann beim Sterben dabei?“ Herr Thomas sollte sich diesen Einfall schnell honorieren lassen – bevor RTL den Vertrag mit einem Hospiz geschlossen hat. | Stephan Wiehler 

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Montag, 25. Februar 2013

Kampf der Kreaturen

Das Biest kommt vielleicht noch aus der Deckung

Meine Tochter Emma (10 Jahre) hat mich gestern gefragt, wie wohl der Kampf ausgehen würde, wenn alle Tiere gegen alle Menschen in die Schlacht zögen - aber ohne Waffen! Interessante Frage, finde ich. Bei Wikipedia habe ich dazu nichts gefunden. Ich reichte die Frage an Twitter weiter, da gibt es auf jede Frage eine Antwort, meistens sogar mehr als eine. Zuerst kam eine Gegenfrage: Stefan B. wollte wissen, ob "ohne Waffen" auch bedeutet, "ohne Krallen und Zähne". Emma meinte: "Natürliche Waffen sind erlaubt".
Die erste Tipp zum Ausgang des globalen Daseinskampfes kam von Johannes E.: "1. Runde, K.O. #EndOfUs" Mit uns geht's zu Ende. Gemeint war: Klarer Sieg für die Bestien.
Zurzeit sieht es nicht danach aus. Der Kampf der Kreaturen tobt schon lange. Und was die letzten Runden, sagen wir, die letzten Jahrhunderte angeht, sieht es fürs Tier nicht so gut aus. Es sollte wirklich mal etwas aus der Deckung kommen, um noch Punkte gut zu machen, sonst geht der Fight eher für den Champion aus, den Titan, der die Krone der Schöpfung trägt, gewissermaßen den Gürtel der drei großen Weltboxreligionen. 
Kann sein, dass ich mich irre. Eventuell liegen wir alle schief und wetten auf die Falschen. Der Gegner wirkt möglicherweise nur schwach, hat in der gegenwärtigen Kampfphase noch gar nicht alle Kräfte gegen uns mobilisiert. Das Tier hängt halb erledigt in den Seilen, schleppt sich Runde über Runde, scheint schon großenteils vom Aussterben bedroht. Aber womöglich kommt das Biest demnächst erst richtig in Fahrt. Wer weiß?
Vielleicht bäumt sich das Tier noch einmal in letzter Wut gegen uns auf  – und holt zum vernichtenden Schlag aus. Das Schlachtvieh geht in den Widerstand, bekommt Verstärkung von Viren, Insekten, Spinnen, Raubtieren. 8,7 Millionen Arten mit ungezählten Individuen gegen 8 Milliarden Menschen – ohne Fell, ohne Klauen und Reißzähne, ohne Waffen. #EndOfUs.
Das kann ich Emma nicht sagen, dachte ich zuerst. Dann habe ich es ihr doch gesagt. Die Tiere werden siegen. Mit der Antwort war sie zufrieden. Warum sind Kinder immer auf der Seite der Tiere?, habe ich Johannes E. bei Twitter gefragt. Er antwortete: Weil Kinder wissen, wer die Guten sind. | Stephan Wiehler

Unterwegs mit Tieren


E-Mail von Sebastian L.

"falls mich jemand sucht: ich bin jetzt beim Pudel in Lichtenberg und danach vermutlich noch beim Meerschweinchen, falls ich herausfinde, wo dieses Schmargendorf liegt. Danach komm ich wieder rein.. handy an"

Egal, zu welchen Tieren Sie unterwegs sind: Bleiben Sie erreichbar für Ihre Mitmenschen!
Und versäumen Sie nicht, die Website Tiere sind Freaks meines Kollegen Sebastian Leber kennen zu lernen.

Lebendig in Gott


Losung für den Monat März


Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden, denn ihm leben sie alle.
Lukas 20, 38


Wie kann Platz sein im Himmel für die Seelen aller, die gestorben sind, die heute leben und die nach uns kommen und künftig leben und sterben werden? Das ist eine typische Frage, mit der Kinder den christlichen Glauben hinterfragen. Eine Antwort ist nicht mit den Maßstäben der irdischen Welt, nicht mit den Begriffen von Raum und Zeit, zu geben. Und muss daher zweifelhaft bleiben. So ähnlich wird Jesus auf die Probe gestellt im 20. Kapitel des Lukas-Evangeliums. Die Schriftgelehrten wollen von dem Wanderprediger aus Nazareth wissen, mit welcher Vollmacht er spricht. Als Gesandter „vom Himmel“, als Gottes Sohn, oder „als Mensch“, als gewöhnlich Sterblicher? Jesus wird vor die Wahl gestellt, aber er darf sich nicht entscheiden. Sonst schnappt die rhetorische Falle zu. Beanspruchte er göttliche Vollmacht, wäre er für die amtlichen Glaubenshüter als Gotteslästerer überführt.  Spräche er nur als Mensch, hätte er sich der Anmaßung schuldig gemacht, im Namen Gottes zu predigen. Aber mit Worten ist dieser Rabbi nicht zu fassen. Jesus stellt sich der Frage, er weicht nicht aus, aber er antwortet in Gleichnissen. Ihre Mehrdeutigkeit entwaffnet die Geistlichen. Die Gleichnisse vom Opfer des Weingärtners, von des Kaisers Groschen, von der Braut der sieben Brüder legen die Widersprüchlichkeit offen, sie zeigen: mit weltlichen Maßstäben und Gesetzen ist der Ordnung des Himmels nicht beizukommen. In Gottes Ewigkeit sind alle gleich lebendig: die Lebenden, die Toten, die Ungeborenen, die Ungezeugten. Jede Seele individuell und frei – und zugleich aufgehoben in der Allheit Gottes. Das Wort weist in eine Dimension, die unsere Vorstellungskraft übersteigt, die mit Vernunft nicht zu fassen ist. Die Hoffnung des Glaubens bleibt ein Mysterium. | Stephan Wiehler

Für die Berliner Mennoniten-Gemeinde