Losung für den Monat März
Gott
ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden, denn ihm leben sie alle.
Lukas 20, 38
Wie kann Platz sein im
Himmel für die Seelen aller, die gestorben sind, die heute leben und die nach
uns kommen und künftig leben und sterben werden? Das ist eine typische Frage,
mit der Kinder den christlichen Glauben hinterfragen. Eine Antwort ist nicht
mit den Maßstäben der irdischen Welt, nicht mit den Begriffen von Raum und
Zeit, zu geben. Und muss daher zweifelhaft bleiben. So ähnlich wird Jesus auf
die Probe gestellt im 20. Kapitel des Lukas-Evangeliums. Die Schriftgelehrten wollen von dem Wanderprediger aus Nazareth wissen, mit welcher Vollmacht er
spricht. Als Gesandter „vom Himmel“, als Gottes Sohn, oder „als Mensch“, als
gewöhnlich Sterblicher? Jesus wird vor die Wahl gestellt, aber er darf sich
nicht entscheiden. Sonst schnappt die rhetorische Falle zu. Beanspruchte er göttliche
Vollmacht, wäre er für die amtlichen Glaubenshüter als Gotteslästerer überführt. Spräche er nur als Mensch, hätte er sich der
Anmaßung schuldig gemacht, im Namen Gottes zu predigen. Aber mit Worten ist
dieser Rabbi nicht zu fassen. Jesus stellt sich der Frage, er weicht nicht aus,
aber er antwortet in Gleichnissen. Ihre Mehrdeutigkeit entwaffnet die Geistlichen.
Die Gleichnisse vom Opfer des Weingärtners, von des Kaisers Groschen, von der
Braut der sieben Brüder legen die Widersprüchlichkeit offen, sie zeigen: mit
weltlichen Maßstäben und Gesetzen ist der Ordnung des Himmels nicht
beizukommen. In Gottes Ewigkeit sind alle gleich lebendig: die Lebenden, die
Toten, die Ungeborenen, die Ungezeugten. Jede Seele individuell und frei – und
zugleich aufgehoben in der Allheit Gottes. Das Wort weist in eine Dimension,
die unsere Vorstellungskraft übersteigt, die mit Vernunft nicht zu fassen ist. Die
Hoffnung des Glaubens bleibt ein Mysterium. | Stephan Wiehler
Für die Berliner
Mennoniten-Gemeinde
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