Freitag, 1. März 2013

Sextil zwischen Venus und Pluto



Der Lenz ist da. Das Berlin-Horoskop für den Monat März


Ach, liebe Leserinnen und Leser, es gab Anlass genug für Trübseligkeit in den vergangenen Monaten. So düster wie diesmal war der Winter in Deutschland seit 43 Jahren nicht. Aber es gibt Hoffnung. Die dunklen Zeiten liegen hinter uns. Und der Scheinwerfer da oben, das ist unsere liebe Sonne. Gott, so lange nicht gesehen, wir hätten dich beinahe vergessen, alte Leuchte! Zeit also, den Kopf zu heben - in den Himmel zu blicken. Da schau her: die Sterne. Der hellste Planet am Abendhimmel ist Jupiter, der sich zum Monatsanfang im Bild des Stiers befindet. Unsere Nachbarin, die Venus, kündet vom Lenz: Das Sextil zwischen Venus und Pluto beschert uns starke Leidenschaften und Glück in der Liebe. Sehen Sie, schon hellt sich die Stimmung auf. Und damit das so bleibt, haben wir für Sie, liebe Liebenden, in die Sterne geschaut und Ihnen Ihr ganz persönliches Frühlingshoroskop erstellt – geordnet nach den Wir-Kreiszeichen dieser himmlischen Stadt.



1. Hipster: Der Haufen schmutziger T-Shirts mit Schnurrbärten und Smileys, der seit dem Herbst herumliegt, gehört dringend durchgewaschen. Schieb’s nicht länger hinaus. Oder willst du deinen ersten Latte draußen auf der Castingallee langärmelig trinken? Setz’ deine geile Sonnenbrille auf! Ach so, hatten wir vergessen: Die hattest du ja den ganzen Winter lang im Gesicht.

2. Busfahrer: Ihr Ischiasnerv, der durch das ständige Türöffnen und -schließen bei Temperaturen um den Gefrierpunkt mächtig entzündet war, hat sich abgeregt. Lassen Sie sich endlich gesundschreiben. Ruhig auch mal die Mundwinkel heben. Sie werden feststellen: Es gibt Fahrgäste, die ganz okay sind.
3. Pitbull: Lassen Sie die Frühlingsgefühle nicht mit sich durchgehen, auch wenn Herrchen den Maulkorb wieder nicht angelegt hat. Ein falscher Biss, und Sie werden eingeschläfert. Wäre Herrchen traurig.
4. Schwaben: Iss’ Schrippen und halt's Maul! Und hör auf, unserer Käthe Kollwitz Spätzle-Perücken aufzusetzen. Wir tragen hier keine Socken in Trecking-Sandalen.
5. Südländer: Die verstockten Herzen Ihrer blassen Mitmenschen tauen auf – zumindest ein wenig. Jetzt beginnt Ihre Saison. Ihr Temperament wird wieder geschätzt: als U-Bahn-Musikant, als freundlicher Gemüsehändler, als Nachbar vom Kulturverein, als persischer Kernphysiker im Exil. Treiben Sie es bunt, bereichern Sie Berlin!
6. Herthaner: Ihr steigt auf. Aber lasst euch den Erfolg nicht zu Kopf steigen. Ihr steigt auch wieder ab.

Erschienen im Tagesspiegel vom 2. März 2013, MEHR BERLIN


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